So wie die Verrücktheit in einem höheren Sinn der Anfang der Weisheit ist, so ist die Schizophrenie

der Anfang aller Kunst, aller Phantaisie ...

        

Herman Hesse zum Gedichtband: Des Knaben Wunderhorn

<<

7 Tage mit Vanda Viera Schmidt ( A. T. )

Vanda Vieira-Schmidt

1949 ist mit ihrer Familie auf Madeira aufgewachsen, lebt seit ihrem 18. Lebensjahr wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin. Nach eigenen Angaben kehrt sie als Au-Pair-Mädchen  nach Berlin zurück und begibt sich dann in verschiedene Lehren, und arbeitet dann als Kosmetikerin. Parallel dazu nimmt sie Malunterricht bei Privatlehrern. Immer wieder kommt es zu Aufenthalten in der Psychiatrie, denn sie glaubt, Menschen, die Gesandte des Teufels sind, würden Unschuldige mit Urangeräten und Stromschlägen foltern und töten. Mit Hilfe ihrer Kunst aber vermag sie gegen das Böse anzukämpfen. Sie bezeichnet sich selbst als Über-Medium und fertigt seit Mitte der 90er Jahre täglich Zeichnungen mit magischen Mustern und Zeichen an, die sie stapelt. Sie malt seit 10 Jahren, geht regelmäßig zu Ausstellungen, nimmt an Kunstführungen im Museum teil und informiert sich über die Geschehnisse in der Welt. Nach Ansicht der Ärzte leidet Vanda Viera Schmidt an Paranoia, Verfolgungswahn und Schizophrenie. Seit 5 Jahren hat sich der Zustand von Vanda Vieira Schmidt nicht verschlimmert. Sie hat eine Kraft entwickelt, um auf die von ihr gefühlte Bedrohung reagieren zu können.

Performance am 8. Oktober 2008 im Kleisthaus, Berlin mit Ruth Geiersberger

Szenen einer Liebe am Papierrand. Aus dem Buch von Yoko Kawada©


Gefördert von der Maecenia Stiftung für Frauen: www.maecenia-frankfurt.de

zu ihrer Kunst schreibt Thomas Röske, Direktor der Sammlung Prinzhorn:

Im September 2005 meldete sich eine Mitarbeiterin der „Perspektive Zehlendorf e.V.“ bei der Sammlung Prinzhorn. Eine von ihr betreute Wohngruppe ehemaliger PsychiatriepatientInnen musste Ende des Jahres in eine kleinere Wohnung umziehen. Die größte Sorge galt dem Werk von Vanda Vieira-Schmidt (*1949), die seit zehn Jahren obsessiv zeichnet. Über 250.000 ihrer Blätter waren im Keller aufgestapelt – allzu viele, um sie beim Umzug mitzunehmen. Sie drohten weggeworfen zu werden. Eine Sichtung machte schnell klar, dass dieses ungeheure Werk bewahrt werden musste. So kam es, zusammen mit einem Tisch und einem Stuhl, nach Heidelberg. Die meisten der “Malereien“ folgen einfachen Grundmustern, zeigen aber schon hierbei eine erstaunliche Sicherheit der Blattgestaltung, wie sie nur durch lange Übung zu erreichen ist. Beim Wiederaufbau der „Papierbatterie“ sind wir zudem immer wieder auf komplexere Blätter gestoßen sowie auf einen Madeira-Prospekt und ein faszinierendes kleines Prosa-Stück. Die Zufallsfunde machen gespannt darauf, was noch alles in diesen Sedimenten der Sorge zu finden ist. 

Ihre Arbeit richtet sich gegen das Böse, sie informiert sich regelmäßig über Kriegsgeschehen und deren Auswirkungen und hat es sich zur Aufgabe gemacht sich dem Bösen entgegen zu stellen und es anhand von selbst ausgearbeiteten Formeln in Form von Zahlenfolgen zu bekämpfen. Nur mit Pinsel und Bleistift kämpft sie an gegen Krankheiten, Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit. Sie entmachtet den Teufel, wehrt Flüche mit Gegenflüchen ab und sichert so den zukünftigen Weltfrieden. Ihre Arbeiten sind hoch aktuell und zeugen von einer scharfsichtigen Auseinandersetzung mit den Problemen, die unsere gegenwärtige Lebenswelt überschatten. Schatten und Licht sind denn auch zwei Grundmotive der Bilder von Vanda Vieira-Schmidt. Nur scheinbar handelt es sich um Schwarz-Weiß-Zeichnungen, im Grunde sind es farbige Malereien. Aber nur Vieira-Schmidt oder ein „Trape“-Computer, wie er im deutschen Verteidigungsministerium steht, können sie als solche erkennen und dadurch nutzen. Ihr Werk nennt sie “die Friedensbatterie“. Das Weltrettungsprojekt der Vanda Vieira-Schmidt ist eine zu recht maßlose, obsessive Anhäufung von Sedimenten der Sorge. Ihr Werk umfasst mittlerweile mehr als 500.000 Blätter Papier.



NB: Für die Realisierung dieses Film-Projektes reichen die derzeitigen Finanzmittel noch nicht aus. Für jede Unterstützung Ihrerseits sind wir offen.  Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung .